Auch Akrostycha sind eine besondere Form von Eselsbrücken.
Bei einem Akrostychon werden aus den Anfangsbuchstaben von Begriffen mit anderen Wörtern, die mit denselben Buchstaben beginnen, mehr oder weniger sinnvolle Sätze gebildet.
So kann man sich die Namen und auch die Reihenfolge der Planeten unseres Sonnensystems mit folgendem Satz merken:
Durch den Satzbau behält man die Planeten nicht nur in der richtigen Reihenfolge, durch mein und Mann kann man auch Merkur und Mars voneinander unterscheiden.
Es nötigt mir immer ein Schmunzeln ab, wenn in einer der vielen Quiz-Sendungwen nach dem 4. Bundeskanzler oder einem bestimmten Bundespräsidenten gefragt wird und die Kandidaten mit geschlossenen Augen ihre Geschichts- und Politik-Kenntnisse abrufen oder eine Geschichte, die sie sich zu diesem Zweck irgendwann eingeprägt haben. Ein Blick auf das innere Bild des entsprechenden Akrostychons verrät sofort die Antwort:
Schneller und sicherer kann man die Bundeskanzler unseres Landes nicht in chronologischer Reihenfolge abrufen. Der Satz ist nicht wirklich sinnvoll, das macht aber nichts. Erfahrungsgemäß behält man Nonsens-Sätze besser als ganz gewöhnliche. Sie sind merkWürdiger (würdiger, gemerkt zu werden). Der Lern-Effekt besteht allerdings in der Konstruktion eines Akrostychons. Bis ein solcher Satz steht, wurden die zu lernenden Wörter so oft hin- und hergeschoben, dass man die Begriffe und die Reihenfolge längst konsolidiert hat. Das Akrostychon ist dann nur die Merk-Hilfe. Eine EselsBrücke.
Sie kennen die Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschlands natürlich und selbstverständlich auch in der richtigen Reihenfolge, sie könnten den Tipp aber an Ihre Kinder oder Ihre Schutzbefohlenen weitergeben.
Akrostycha sind höchst effiziente Lern-Werkzeuge!
Sie könnten jetzt ein Akrostychon für unsere Bundespräsidenten entwerfen, bevor Sie nachsehen, wie mein Akrostychon dazu aussieht.
Hinter diesem Link finden Sie auch andere Akrostycha.
„Auswendiglernen“ hat einen bitteren Beigeschmack. Das gilt aber nur, wenn man es mit sturem Pauken verwechselt. Auswendiglernen geht auch ganz anders. Studierende können ein Lied davon singen. Wer Medizin studiert, weiß, was man da alles wissen muss.
Die zwölf Gehirnnerven z. B. muss man mit Namen kennen und das auch noch in der richtigen Reihenfolge. Denn sie haben auch einen Nummer. Selbstverständlich setzt sich jeder erst einmal damit auseinander, lernt, wo sie sich befinden, welches ihre Aufgaben sind und hat damit wahrscheinlich schon das meiste behalten. Das garantiert dem Medizinstudenten aber noch nicht, dass er diese Nerven bei Bedarf und unter Stress (sprich Prüfung) auch alle 12 in der richtigen Reihenfolge herbeten kann. Mit einem Akrostychon hat er zusätzliche Abrufreize, die ihm die nötige Sicherheit für ein souveränes Auftreten geben.
Studenten bedienen sich oft folgenden Akrostychons, um die Namen der 12 Hirnnerven zu behalten:
Auch hier lassen sich nach Herzenslust eigene Akrostycha entwerfen, die besser behalten werden als von anderen erdachte, da sie, wie wir ja schon wissen, an unser eigenes Wissensnetz anknüpfen. Abgesehen davon, bieten Lehrbücher und Sachbücher kaum solche Lernhilfen an. Warum auch Lehrer das selten machen, das versuche ich noch herauszufinden 😊